Der Katalog ist eine gediegene Gemeinschaftsproduktion der Freunde und Freundinnen zusammen mit der Künstlerin. Gerade dies erlebe ich als etwas ganz Besonderes. Von einigen Menschen, die im Portrait erscheinen, gibt es auch substantielle Texte im Buch (Urs Näf, Werner Barfod, Salvatore Lavecchia, Wolf-Ulrich Klünker, Roland Wiese, Beate Krützkamp). Das Kunststück ist also möglich, dass Anthroposophen auch gemeinsam etwas zustande bringen können und nicht nur gegeneinander und aneinander vorbeistürmen.
Der Katalog beschränkt sich auf das malerische Schaffen von Jasminka Bogdanović seit 2004. Die umfassende Auslichtung der Farbenwelt aus den letzten 15 Jahren ist unterlegt mit nahrhaften Zitaten und Statements. Mancher Text/Textteil wirkt geradezu zu klug. Die Farbe steht zwar im Mittelpunkt ihrer Forschungsarbeit. Jasminka Bogdanović erinnert uns aber, dass der Mensch von Anfang an im Zentrum ihres künstlerischen Interesses stand und damit das Portrait. Inzwischen hat sie die Synthese zwischen Farbe, Farbmeditation und Portrait erreicht. Der Katalog ist so aufgebaut, dass er auf den Kaspar Hauser-Teil zuläuft. Das erlebe ich als Höhepunkt des Katalogs und des Werkes von Jasminka Bogdanović. Da scheint auf ihrem Weg als Künstlerin etwas gelungen, dass sie durch die Forschung über die Forschung hinausführte in eine existentiele tiefere Schicht. Und in dieser Werkphase kommen im Buch auch endlich die Poesie und diePoesie der Farbe ins Spiel.
Was hat mich neben den Arbeiten und Ausführungen der Künstlerin noch besonders angesprochen? Das ist die einfühlsame und ernsthaft nachfragende Art von Claudia Törpel und ihre Entwicklung des Gesprächs sowie immer wieder eine kreative Einladung für die kreativen Antworten von Jasminka Bogdanović im Gespräch. Das Gespräch zwischen den beiden ist ein nobles Beispiel, wie man aufeinander zugehen und aufeinander eingehen kann. Claudia Törpel, die sich an den phänomenologischen Arbeiten von Michael Bockemühl schulte, ist eine wunderbare Gesprächspartnerin mit intelligentem Anteil am ganzen (Forschungs-) Gespräch. Und da sind auch diese Beiträge von Urs Näf im Buch, ganz besonders seine Beschreibung, wie er das Portrait von sich als Kind erlebte.
Das Buch glänzt durch eine vorbildliche Gestaltung des Katalogs und Durchgestaltung des Materials. Da ist Johannes Onneken ein großer Wurf gelungen, und mit dem Einsatz der Lektoren Urs Näf und Claudia Törpel löst der Katalog seinen ernsthaften, wissenschaftlichen Anspruch ein. Man darf gespannt sein auf den Anschluss-Katalog mit dem graphischen und zeichnerischen Werk.
Ruedi Bind
Erschienen in: „Der Europäer“ November 2019